15.03.2024 09:29
Ein Schmetterling mit lehrreichem Flügelschlag
Bildung ist die Lösung. Diese Annahme ist für Solar-Pionier Louis Palmer in Bezug auf die Klimakrise so wesentlich, dass er seit 15 Jahren ununterbrochen Überzeugungsarbeit an Schulen leistet und mit seinem Vortrag bald 40'000 Schüler:innen erreicht haben wird. Letzten Donnerstag, 7. März, war er mit seinem SolarButterfly in Romanshorn zu Besuch.
Romanshorn Wer sich mit Klimaschutz oder Solartechnologie ein wenig auskennt, dem ist der Name Louis Palmer mit Sicherheit ein Begriff. Der gelernte Lehrer aus dem Luzernischen hat sich mit der ersten Erdumrundung mit Hilfe von ausschliesslich Solarenergie einen Namen gemacht. Seine Mission war jedoch mit diesem Rekord noch längst nicht abgeschlossen.
Nach der ersten Weltumrundung mit Solarenergie in seinem Solartaxi hat sich Louis Palmer etwas Neues ausdenken müssen, um die Aufmerksamkeit weiterhin auf eines der brennendsten Themen der Gegenwart zu richten. Dies ist ihm mit seinem neuen Gefährt, dem SolarButterfly, gelungen. «Wir wissen mit Bestimmtheit seit 42 Jahren, aber wohl eher seit einem Jahrhundert, was mit dem Klima geschieht. Doch wir machen einfach Vollgas weiter», sagt Louis Palmer. Darum versuche er mit dem SolarButterfly seine Weltreise weiterzuführen und die genialsten Lösungen gegen die Klimakrise mit einem möglichst breiten Publikum zu teilen. «Ich bin seit 15 Jahren unterwegs und halte meinen Vortrag, den ich immer wieder auf den neusten Stand bringe. Und solange ich auf so grosses Interesse stosse, werde ich weiter als Keynote Speaker meinen Lebensunterhalt verdienen», erklärt der Solar-Pionier.
Sein Vortrag stosse überall auf offene Ohren. Dies liegt mit Sicherheit am spannenden, hochaktuellen Thema und den interessanten Geschichten von Louis Palmers Reisen, aber wohl auch an seinem eigentlichen Beruf: «Ich bin Lehrer. Mein Schulfach heisst jetzt einfach Umwelt- und Klimaschutz.»
Inspiriertes Schulzimmer
Dass der Vortrag von Louis Palmer auch gut bei den Romanshorner Schüler:innen ankam, bestätigen die beiden Organisatoren des Events, Sek-Schulleiter Markus Villiger und Markus Bösch. Und dies ist bei einer Dauer von rund 45 Minuten keine Selbstverständlichkeit. «Es packt die Leute total. Ich hole die Zuschauer:innen emotional mit meiner Weltreise ab», erzählt Louis Palmer nach dreimaligen Aufführen seiner Präsentation.
In seinem Vortrag werden neuste Entwicklungen und interessante Erlebnisse und Begegnungen auf seiner langen Reise beleuchtet. So wird zum Beispiel über die Entwicklung einer Batterie aus Salz in Schweden berichtet (Natrium-Ionen-Batterie), aber auch über einen besonderen Fahrauftrag mit dem Solartaxi in New York. «Ban Ki-moon, der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, bat mich, ihn zuhause abzuholen und an seinen Arbeitsplatz am UN-Hauptsitz zu fahren. Begleitet wurden wir bei der Fahrt von sechs Fahrzeugen der Polizei, CIA, FBI und Homeland Security», erzählt Louis Palmer.
Inspiration aus dem Schulzimmer
Dass Louis Palmer sich auf einen Feldzug gegen die Klimakrise machte und er Bildung als die effektivste Waffe in diesem Kampf sieht, kommt nicht von ungefähr. «Ich hatte in der 5. Klasse einen Lehrer, der direkt aus dem Semi kam und mir die Inspiration für meine Abenteuer lieferte. Hätte ich nicht diesen Lehrer gehabt, wäre ich nicht mit dem Velo durch Afrika und mit Solartaxi um die Welt gefahren», sagt Louis Palmer. Er sei damals vom Lehrer gefragt worden, von was er träume. Er habe gesagt, dass er die Schönheit der Welt mit dem Auto sehen wolle, worauf sein Lehrer erwidert habe: «Die Schönheit der Welt kannst Du nur ohne Benzin sehen.»
Wegen dieses einschneidenden Erlebnisses in der 5. Klasse ist Louis Palmer auch überzeugt, dass aller Wandel im Kopf beginnt. Für viele seien nämlich die Inhalte seines Vortrages etwas Neues – obwohl das meiste eigentlich schon längst Allgemeinwissen sein müsste: «Alle wissen, dass wir ein Problem haben. Aber konkrete Informationen zur Problematik hat kaum jemand.»
Louis Palmer zeigt in seinem Vortrag aber nicht nur Probleme auf, sondern auch Lösungen: «Zwei Drittel aller Energie-Probleme könnten mit Solarenergie gelöst werden.» Diesen Umstand packt Louis Palmer in seinem Vortrag in eine Quizfrage. In dieser will er wissen, für wie viel Strom ein Solarwerk von der Grösse der Schweiz sorgen könnte. Genug um die Schweiz, Europa oder die Welt zu versorgen?
Die Antwort überrascht, denn würde es für die ganze Welt reichen. «Dank China ist die Solar-Energie extrem günstig geworden. Nur deshalb ist es zum Beispiel möglich, dass das grösste Solarwerk der Welt in Dubai Strom für 1 Rappen pro Kilowattstunde produzieren kann», so Louis Palmer.
Die Lösung heisst Bildung
Und zum Schluss noch eine wichtige Information an alle anderen Thurgauer Schulgemeinden im Redaktionsgebiet: Die Hälfte des Honorars von 3000 Franken für einen Besuch des SolarButterflys wurden in Romanshorn vom Kanton Thurgau getragen. Und für die restlichen 1500 Franken werden sich mit Sicherheit wie in Romanshorn, wo die Stadt, das Elektrizitätswerk und der Solarverein für den Betrag aufkamen, Sponsoren finden lassen.
Dass das Thema wichtig ist und immer wichtiger werden wird, muss eigentlich nicht nochmals gesagt werden. Denn es betrifft nicht nur unsere Zukunft und die unserer Kinder, sondern jene von allen folgendenden Generationen.
www.solarbutterfly.org
Von David A. Giger